Kran wird durch die Domtür gebracht

15. November 2023 Baumaschinen

Ein Liebherr Kran im Sakralraum

Beutlhauser montiert Liebherr L1-24 inmitten des Passauer Doms

Ein weltberühmtes Klangdenkmal verstummt – aber nur für kurze Zeit: Rund 40 Jahre nach der letzten umfassenden Instandsetzung läuft die Generalsanierung der Orgel im Dom St. Stephan in Passau auf Hochtouren. Dabei spielt ein in Innenräumen exotischer Gast eine tragende Rolle: Ein Liebherr-Kran L1-24 aus dem Beutlhauser-Mietpark hebt die rund 15.000 Pfeifen verschiedener Größenordnung von der Empore. Einige der Pfeifen sind rund acht Meter lang und bis zu 300 Kilo schwer.

Zunächst hatten die Verantwortlichen des Bistums Passau für diese Aufgabe ein Gerüst samt Brückenkran und Laufkatze vorgesehen. Einmal aufgebaut, hätte das Gerüst allerdings mehrere Jahre am Stück stehen bleiben müssen. Solange nämlich, bis die Orgelpfeifen nach der Restaurierung wieder zurück an Ort und Stelle gebracht wurden. Die Fertigstellung der Maßnahme ist für das Jahr 2027 geplant. Das Gerüst hätte somit dauerhaft eine Einschränkung im Dom dargestellt, während zugleich fortlaufend Kosten entstanden wären. „Glücklicherweise hatte Architekt Zdenek Svarc vom Architekturbüro Schwetz die zündende Idee, einen Kran für das Heben der Pfeifen zu nutzen“, sagt Dompropst Dr. Michael Bär.

„Ein Kran erfüllt punktuell genau den Zweck, für den er benötigt wird. Er ist die kosteneffiziente Alternative zu einem Gerüst“, führt Bär aus und spricht von einer voraussichtlichen Kosteneinsparung im sechsstelligen Bereich. Doch was in der Theorie einfach klingt, erfordert in der Praxis Expertenwissen, Fingerspitzengefühl, Kreativität und eine detaillierte Ausarbeitung und Planung, beginnend mit vielen Messungen.

Testläufe und Bodenproben

Weil von Anfang an klar war, dass die eingeschränkten Platzverhältnisse Auswirkungen auf die Aufstellkurve des Krans haben werden, hatte Beutlhauser im Vorfeld mehrere Testläufe auf dem Betriebsgelände am Passauer Firmensitz durchgeführt. Unterstützung bei der Vorbereitung erfolgte auch durch die Liebherr-Abteilung Tower Crane Solutions. Im Dom selbst wurde mithilfe von Bodenproben die Tragfähigkeit des Untergrunds sichergestellt. Die Montage folgte schließlich Mitte August und brachte eine Vielzahl an Herausforderungen mit sich.

Schon die Anlieferung des Krans war spannend, weil die einzig mögliche Zufahrt zum Domplatz durch enge Gassen und entgegen einer Einbahnstraße führte. Dennoch erreichte das Gespann unter Polizeischutz pünktlich den Ort des Geschehens. Umgehend begannen die Vorarbeiten im Dom. Um den Marmorboden zu schützen und Halt auf den glatten Fliesen zu haben, wurde zunächst eine Baustraße aus Lastverteilungsplatten gebildet.

Nachdem der „schwarze Teppich“ ausgerollt war, bereiteten die Monteure den späteren Standplatz des Krans vor. „Wir verwenden Antirutschmatten und setzen darauf große, stabile Eisenplatten, um eine bessere Lastverteilung zu erreichen – es sind vier Platten mit je 800 Kilo für jeden Fuß des Krans“, schildert Benjamin Grillmeier, Leiter Hochbau bei Beutlhauser. Schließlich folgte der zweite spannende Moment: Der Einzug des Krans in den Dom.

Kooperation mit Flurförderzeug-Sparte aus Hagelstadt

Weil der Kran nicht auf klassischem Weg mit dem Lkw an Ort und Stelle gebracht werden konnte – dafür ist das Domportal nicht breit und hoch genug – setzte Beutlhauser auf eine Alternativ-Lösung: Ein Stapler zog den 16 Tonnen schweren Kran durch das enge Portal. Voraussetzung war, dass wir im Dom emissionsfrei arbeiten können. Die Kollegen der Beutlhauser-Tochtergesellschaft Carl Beutlhauser Kommunal- und Fördertechnik GmbH & Co. KG aus Hagelstadt bei Regensburg haben uns einen Elektrostapler X50 von Linde zur Verfügung gestellt und gleich das passende Zubehör geliefert“, berichtet Christian Plettl, Einsatzleiter im Bereich Hochbau.

In der Folgezeit wurde der Kran mithilfe von Schwerlastrollen nach und nach an seinen späteren Standplatz gebracht und schließlich final ausgeklappt – eine wegen des beengten Raums ohnehin knifflige Aufgabe, die durch einen weiteren Faktor nochmals schwieriger wurde: Weil Arbeiten zur Generalsanierung des Doms laufen, befindet sich im Inneren ein regelrechter „Gerüstwald“.

Erfolgreiche Zentimeterarbeit

„Wir haben den Kran richtiggehend in den Dom ‚hineingezimmert‘“, sagt Grillmeier. Nun liegen zwischen denkmalgeschützten Engelsfiguren, Säulen, Gerüstfragmenten und dem Kran zum Teil nur wenige Zentimeter. Um die passende Höhe zum Orgelbalkon zu erreichen, wurden in einem letzten Schritt die Kranfüße auf Pyramiden und Unterlegplatten gesetzt.

„Die gesamte Aktion war wirklich alles andere als alltäglich für uns! Ich möchte den beteiligten Monteuren und Fahrern Markus Neudorfer, Gerhard Eder, Fabian Gibis und Christian Klessinger für ihr überdurchschnittliches Engagement und ihre lösungsorientierte Herangehensweise danken“, sagt Benjamin Grillmeier. Einen weiteren Dank richtet er an Diözesanbaumeister Jochen Jarzombek und die weiteren Verantwortlichen des Bistums Passau sowie Architekt Zdenek Svarc für das in Beutlhauser gesetzte Vertrauen. Sobald alle Pfeifen von der Empore gehoben wurden, steht der nächste Akt des gemeinsamen Projekts an: Kurz vor Heiligabend wird der Kran demontiert, sodass die Weihnachtsfeierlichkeiten im Dom ungestört stattfinden können.

Zurück zur Übersicht