04. März 2019 Kommunaltechnik
Mit dem Unimog Expeditionsfahrzeug auf Weltreise – Teil 1
Für viele Menschen klingt es nach einem Lebenstraum: eine Reise rund um die Welt im umgebauten Unimog. Sonja Beheng und Dirk Erker haben sich diesen Traum erfüllt. Mit ihrem Unimog U 1450 L, Baujahr 1992, den sie liebevoll ELMO nennen, sind der KFZ- und Zweiradmeister und die Bauzeichnerin seit knapp neun Monaten unterwegs. Zwei Jahre hat das Ehepaar insgesamt für die Weltumrundung veranschlagt. Auf Facebook dokumentiert Team ELMO die Reise.
Den Zeitpunkt für ihr Abenteuer legten Sonja und Dirk ganz bewusst zwischen zwei Lebensabschnitte. Bereits vor der Reise haben sie die Zelte in ihrer alten Heimat Düsseldorf abgebrochen und sich einen Hof im sächsischen Bad Muskau gekauft. Den wollen die beiden naturverbundenen Jäger nach ihrer Rückkehr renovieren und für Touristen öffnen.
Im Unimog Expeditionsmobil immer weiter Richtung Osten.
Eure Reise begann im sächsischen Bad Muskau. Welche Route habt ihr von dort aus eingeschlagen und wie viele Länder habt ihr bisher bereist?
Dirk: Ich glaube, wir haben bisher 20 Länder bereist. Bereits nach drei Minuten Fahrt waren wir in Polen. Von dort ging es weiter Richtung Osten. Geplant war nur die ungefähre Route bis Wladiwostok – wegen dreier Visa. Russland wollte von uns wissen, wann wir ins Land wollen und wann wir es wieder verlassen.
Sonja: Der Zeitplan bis Wladiwostok war außerdem wichtig, weil wir auf keinen Fall im Winter durch Sibirien wollten.
Dirk: Ansonsten planen wir jeden Morgen neu. Während so einer Reise kann sich ja so einiges ändern – auch durch politische Gegebenheiten. Zum Beispiel wollten wir eigentlich nach Aserbaidschan und Armenien. Zu der Zeit war dort aber politisch ein bisschen zu viel Leben. Also haben wir die Route spontan angepasst.
Inzwischen seid ihr in Australien. Wie ging es von Russland aus weiter?
Dirk: Für den ELMO ging es per Schiff nach Australien, und für uns mit dem Rucksack nach Südkorea, Japan und Indonesien. Die Schiffsreise des Unimog konnten wir über das Internet verfolgen und fünf, sechs Wochen später hatten wir ELMO dann in Melbourne wieder.
Und dann gab es ein großes, herzliches Wiedersehen?
Sonja: Natürlich!
Dirk: Hör mal, das ist unser Haus! Kein Hotelbett ist so schön wie das ELMO-Bett. (lacht)
„Lass zusammenpacken und abhauen.“
Vor jeder Reise stehen Planungen. Wie lange war der Weg von der Idee bis zum Aufbruch?
Dirk: Anderthalb Jahre?!
Sonja: Dazu muss ich sagen, dass Dirk gerne mehr Zeit für die Planung gehabt hätte. Die Idee länger wegzugehen, entstand nach einer Reise nach China, Vietnam und den Philippinen. Dirk meinte dann, ok, wenn wir jetzt einen Schlussstrich ziehen und alles verkaufen, hätte ich aber zumindest gern einen Stützpunkt, wo unsere Sachen hinkommen und wo wir nach der Reise anlanden können. Und das haben wir dann auch umgesetzt.
Dirk: Bei einer Wanderung quer durch Deutschland hatten wir uns in den Osten verliebt und uns dann den Hof in Bad Muskau gekauft.
Sonja: Anschließend haben wir das passende Fahrzeug für die Reise gesucht. Und den ELMO gefunden. Als der dann bei uns stand, wuchs der Wunsch zu starten jeden Tag mehr. Dirk hatte eigentlich drei Jahre geplant, um den Unimog startklar zu machen. Nach einem Jahr meinte ich aber, lass zusammenpacken und abhauen.
Dirk: Einige Arbeiten am Unimog mussten wir dadurch unterwegs erledigen. Aber das haben wir bis jetzt auf der Reise gut geschafft. Wir hatten dafür auch immer wieder Anlaufstellen.
Wir sind neugierig: Um welchen Unimog handelt es sich bei ELMO und wie kamt ihr auf den Namen?
Dirk: Auch, wenn unser Kühlergrill etwas anderes sagt, wir haben einen U 427er 1450 L mit ziviler Ausstattung, 366A Motor. Baujahr ‘92.
Sonja: Ja, der Name. So ein Unimog hat ja eine gewisse Größe – ist ja ein Lkw. Und wenn so ein Teil auf einen zukommt, kann das schon ein bisschen beängstigend sein. Deshalb wollten wir was Freundliches haben.
Dirk: Beim Brainstorming haben wir dann das Akronym ELMO gefunden: Expedition überLeben MObil. Und da die Figur Elmo ein freundliches Kerlchen ist, hat das gut gepasst.
Sonja: Außerdem ist es ja praktisch für die Wiedererkennung. Die Leute sprechen einen dann auch an: „Seid ihr die ELMOs oder seid ihr das ELMO-Team?“
Gehen wir noch einen Schritt zurück. Aus welchen Gründen habt ihr euch für einen Unimog entschieden?
Dirk: Also ich denke ganz ehrlich: Der Unimog ist und bleibt der beste Gelände-Lkw der Welt. Für mich gibt es drei Hersteller, die Portalachsen können. Zwei haben abgekupfert und der Unimog ist einfach der Beste. Außerdem war ich schon vor ELMO von den Schraubenfedern überzeugt, denn ich hatte in meinem Leben drei Mercedes G-Klasse. Und den Unimog kenne ich aus meiner Zeit als Feldjäger.
Sonja: Wir wurden übrigens von einem Reisenden in einem Magirus (Anm. d. Red.: ein alter Feuerwehr-Lkw), den wir auf dem Pamir getroffen haben, aufgeklärt, dass sich der Standard von Offroad-Fahrzeugen am Unimog orientiert. Das sei der Unimog Index.
Dirk: Wir haben ihm auch ganz klar beigepflichtet. Der Grund dafür ist – und ich spreche da in aller Deutlichkeit – wir werden nie herausfinden, was der Unimog kann, weil wir nie an seine Grenzen stoßen werden. Ich habe von Anfang an gesagt, wir kaufen uns das beste Material, versuchen aber schlechte Straßen, soweit es geht, zu umgehen. Sollte aber mal eine Flussdurchfahrt kommen, dann wäre das auch kein Problem. Und so war es bisher auch.
Sonja: Ich finde den Unimog auch super schön. Mal aus der Frauenperspektive. Das Auge fährt ja auch mit. (lacht)
Dirk: Und es gibt einen weiteren Grund für die Wahl des Unimog. Er ist mechanisch. Das heißt, du kannst ihn auch mit Sonnenblumenöl fahren. Das geht mit neueren Fahrzeugen nicht mehr. Wir haben hier einfachste – brutal ausgedrückt – Traktortechnik. Ich kann mit ELMO in jede Traktorwerkstatt gehen und sie werden sich zumindest ein bisschen damit auskennen, da die Technik ähnlich ist. Das ist auf Reisen schon sehr praktisch und deshalb genau das, was wir brauchen.
Um nicht nur zu loben: Es gibt natürlich auch ein bisschen was Negatives. Man hätte viel mehr für den Rostschutz tun müssen. Unserer rostet zwar nicht, weil er 20 Jahre in einer warmen Halle stand. Damit ist er wie neu. Aber ich sehe jetzt schon, dass er anfängt zu leiden. Aber ansonsten rein technisch ist er einwandfrei. Wir hatten auf 40.000 km noch keinen Defekt. Nichts! Ich meine, wir fahren auch vorsichtig, der hat schnelle Achsen, der könnte 110 fahren. Wir fahren meist 75, mal 80.
Und wie fährt sich ELMO?
Sonja: Unser Unimog ist wirklich kinderleicht zu fahren. Wir haben einen Kupplungsdruckverstärker, damit geht Kuppeln so einfach wie im Pkw. Ich konnte mir ja gar nicht vorstellen, welche Unterschiede es da gibt. Wie schwer zum Beispiel die Bundeswehr Unimog laufen. Wir haben da schon ein Sahnestück bekommen.
Dirk: Ja, der hat aber auch schon ein etwas moderneres Getriebe mit Synchronisierung. 1992 ist ja schon ganz anders als 80er-Jahre. Das merkst du schon, also der fährt sich echt schön. Der verzeiht auch viel. Du kannst im achten Gang 30 fahren oder 110, das ist dem völlig egal. Und auch auf schwierigem Gelände funktioniert er einwandfrei. Der zieht sich im ersten oder zweiten Gang einfach durch.
Sonja: Du lenkst dann nur noch. Bei Bergabfahrten hält er sich einfach zurück oder bergauf geht’s automatisch vorwärts.
Dirk: Der Motor hat so eine Kraft. Wie gesagt, wir werden nie erfahren, wo die Grenzen liegen.
Sonja und Dirk haben noch viel zu erzählen. In Teil 2 des Interviews geht es um die Umbauten an ihrem Expeditionsmobil ELMO und wie es auf ihrer Weltreise mit Unimog weitergeht.
(Quelle/Bilder: Mercedes Benz Special Trucks)