09. Oktober 2019 Beutlhauser-Gruppe, Kommunaltechnik
Hochgeländegängiger Unimog U 5023 unterstützt die Berufsfeuerwehr
Geradezu beschaulich zeigt sich Heilbronn am Neckar an den ersten heißen Julitagen. Als Ausrichter der Bundesgartenschau präsentiert sich die Stadt entspannt und mit viel Grün. Weniger relaxt sind die Feuerwehrleute an der Beethovenstraße. Statt scheinbarer Idylle heißt es dort Rettungs- und Bergeeinsätze auf B27, B39 und B 293 sowie den angrenzenden Autobahnen A 6 und A 81. Nicht zu vergessen rasche Hilfeleistung, wenn das Wetter mal wieder umschlägt und der Neckar verrückt spielt.
Für den Fall besitzen die Retter ein leistungsstarkes Siebenmann-Boot samt dazu passendem Anhänger. Kleines Problem: Bisher gibt es nur drei Slipanlagen am Neckarkanal, wassern war also nicht einfach. Mit dem neuen Gerätewagen „Rüst“ gehört dieses Manko der Vergangenheit an, denn der U 5023 mit Empl-Aufbau besitzt hinter dem Fahrerhaus einen Kran, der das 5,20 Meter lange Feuerwehrboot samt seinem 100 PS Außenborder direkt vom angehängten Tandemachs-Anhänger ins Wasser hieven kann.
Das klappt selbst an den Schleusen hervorragend, wo öfter schwerfällige Lastkähne durchkommen, die zuvor am Osthafen Ladungen aufgenommen haben. Tauchen muss die Feuerwehr meist nach vermissten Personen. „Zwischen zehn und 15 solcher Einsätze sind es pro Jahr“, meint Feuerwehrmann Steffen Haas nachdenklich. „Mit dem neuen Kran sind wir jetzt viel flexibler und schneller vor Ort. Deshalb war dies eine der wichtigsten Vorgaben beim Ersatz unseres alten Rüstwagens“, ergänzt Markus Widmann, Sachgebietsleiter Technik bei den Heilbronner Einsatzkräften. „Damit können wir unser 1.000 kg schweres Boot jederzeit sicher samt Taucher und Besatzung zu Wasser zu lassen.“
„Freilich nutzen wir die Slipanlagen wie die in Horkheim weiter. Bei Hochwasser sind solche Zufahrten aber in der Regel völlig verschlammt und mit normalen Fahrzeugen kaum befahrbar“, meint Widmann. Der U 5023 zieht seine Besatzung trotzdem mühelos aus dem sprichwörtlichen „Schlamassel“, denn er wurde ab Werk auf die von der Feuerwehr erwarteten 1,2 m Wattiefe aufgestockt und außerdem mit grobstolligen Richtungsprofilreifen ausgerüstet. Für ein Plus an Traktion drückt Steffen Haas nur kurz aufs Knöpfchen, der Reifendruck fällt und mit dann größerer Aufstandsfläche wächst der Grip aufs erforderliche Maß.
Per Fernsteuerung ab ins Wasser.
Hinter der Neckarschleuse probt das Team das Wassern des Bootes. Mit Ausfahren und Sichern der Stützen stellt Haas den Palfinger-Kran mittels einer Libelle „ins Wasser“. Die Toleranz beträgt nur wenige Grad. Dann errechnet der Kran selbstständig die benötigten Hebekräfte. Per Fernsteuerung dirigiert Haas den Knickarmausschub zum Kollegen, der zuvor am Boot den Alurohraufbau arretiert und den Zentralsicherungszurrgurt vorn am Hänger gelöst hat. Mit dem Vierfachausschub schiebt sich der Haken zentimeterweise Richtung Bootsmitte. 8,80 Meter Auslenkung zeigt der Monitor, als Haas Feuerwehrkollege die Seilverankerung einhängt. Noch eine kurze Drehbewegung, dann wird das Seil vorsichtig entspannt – und der Schiffsrumpf hat Wasserkontakt.
Waldbrände und Bergungen am Hang.
„Wir sichern aber nicht nur 22 Neckarkilometer, sondern auch jede Menge Grünflächen und Wald, wo es an heißen Tagen schnell zu einem Waldbrand kommen kann“, meint Widmann. 1450 Hektar Wald sind es, um genau zu sein. Deshalb wurde der U 5023 auch für solche Einsätze vorbereitet. Dank hydraulischer Ladebordwand kann die Feuerwehr Material auf Rollwägen schnell einladen. „Etwa unsere Hochdruckspritzanlage, die 600 Liter fasst und gleich einsatzbereit ist“, erklärt der Techniker.
„Hier oben herrscht aktuell zwar Grillverbot“, meint der Brandhelfer. „Aber nicht jeder hält sich daran. Im Fall der Fälle müssen wir schnell los und löschen“. Steffen Haas und die Kollegen demonstrieren den Ernstfall unter Realbedingungen in einer engen Schneise. In einem solchen Fall kommt auch die Seilwinde regelmäßig zum Einsatz – heute ganz ohne Feuer bei einem Weinbauern, dessen hängen gebliebenen Traktor die Feuerwehr wieder befreit.
Als das Stahlseil wieder eingerollt ist, fährt „HN 1/51“, wie der Neue heißt, zurück zur Bereitschaft auf die Wache. Damit die Kollegen ihn richtig bedienen können, steht Unterricht auf dem Lehrplan: Rund 30 Mann müssen noch geschult werden – am Kran wie auch hinterm Lenkrad des Unimog.
(Quelle: Mercedes Benz Special Trucks)