19. Januar 2023 SMART SYSTEMS
Die ferngesteuerte Raupe
Wie lassen sich besonders gefährliche und harte Einsatzbedingungen bewältigen, während zugleich die Sicherheit der Arbeitskräfte gewährleistet ist? Mit dieser Frage hat sich das Smart Systems-Team der Beutlhauser-Gruppe in den vergangenen Jahren intensiv beschäftigt. Mit einer Remote Control Planierraupe wird nun eine vielversprechende Lösung präsentiert.
Nach umfangreichen Entwicklungsphasen ist ein Meilenstein erreicht: „Wir zeigen hier die weltweit erste funkferngesteuerte Planierraupe der Generation 8“, freut sich Marco Renger, Produktspezialist Smart Systems, während die Liebherr-Raupe PR 726 auf dem Übungsgelände in Welzow den Funkbefehlen Folge leistet. Derzeit lässt sie sich aus bis zu 300 Metern Entfernung steuern.
Anpassung auf Gerätegeneration 8
Das Projekt, das Beutlhauser gemeinsam mit Liebherr verwirklicht, vereint mehrere Herausforderungen in sich – allen voran die technische Integration. Die Fernbedienung musste auf die spezifische Anforderung der Planierraupe mit einem Gewicht von rund 25 Tonnen zugeschnitten werden. „Wir haben die Fernsteuerung der Gerätegeneration 8 von Liebherr angepasst. So können wir tief ins System eingreifen und die gleichen Bewegungsabläufe darstellen, zu denen auch der Bediener in der Fahrerkabine die Möglichkeit hat“, erläutert Renger.
Daneben galt es, eine Symbiose zwischen der verbauten Leica 3D-Maschinensteuerung und der Fernbedienung herzustellen, „damit man aus der Ferne beides bedienen und so ein perfektes Planum herstellen kann“, führt Smart Systems-Leiter Nicolai-Christian Andree aus. Mithilfe der webbasierten Schnittstelle Leica ConX lässt sich der Bildschirm der 3D-Maschinensteuerung auf ein externes Gerät, beispielsweise auf ein Smartphone, den Laptop oder ein Tablet, spiegeln. „So können wir alles, was die Maschine sieht und durchführt, darstellen und überwachen“, sagt Marco Renger.
Prädestiniert für gefahrenträchtige Einsätze
Die autonome Raupe ohne Fahrer hinter dem Steuer eröffnet völlig neue Einsatzmöglichkeiten. „Sie findet Anwendung in Gebieten, in denen eine Abrutschgefahr oder Gefahr durch Sprengstoff besteht, oder in stark kontaminierten Arealen. Normalerweise werden hier Kabinenschutzbelüftungen genutzt, doch die Standards reichen oft nicht aus“, erklärt Andree. Immer dann wäre die Operation aus der Ferne die bessere Wahl.
Diese Erfahrung machte Beutlhauser bereits im Jahr 2016, als es galt, nach einem Erdrutsch in Nachterstedt einen havarierten Kran zu bergen. Aus Sicherheitsgründen war eine herkömmliche Bergung nicht möglich. Die Spezialisten von Beutlhauser entschieden sich dafür, den Raupenkran per Fernsteuerung zu retten und statteten bereits damals eine Raupe mit Funksteuerung aus. Diesen besonderen Einsatz betrachtet das Smart Systems-Team heute als Initialzündung für das Engagement von Beutlhauser im Segment der automatisierten Baumaschinen. Eben dieses Engagement soll weiter vorangetrieben und durch Kooperationen gestärkt werden.
Beutlhauser arbeitet unter anderem mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg zusammen. Der Fokus liegt auf dem Nutzen des 5G-Standards, der künftig flächendeckend zur Verfügung stehen und die Datenübertragung auf ein neues Level heben soll. „Mit dieser Datentechnik wollen wir es schaffen, dass wir hier bei uns in Welzow ein Gerät beispielsweise in Bayern steuern können“, blickt Marco Renger in die Zukunft.