21. August 2019 Beutlhauser-Gruppe, Beutlhauser-Gruppe

Beutlhauser räumt auf - ein Interview mit Dr. Thomas Burgstaller

  • Beutlhauser stellt interne Prozesse und Abläufe auf dem Prüfstand und entmüllt das gesamte Unternehmen
  • Weg vom Eisen und Stahl - hin zu intelligenten, IT gestützten Systeme und Plattformen
  • Über 50 Stellen wurden in den letzten vier Jahren im Bereich IT und Digitalisierung neu geschaffen

Unter dem Dach der Beutlhauser-Gruppe sind 9 Handels- und Dienstleistungs-unternehmen an 22 Standorten mit über 1000 Mitarbeitern vereint. Als marktführendes Handels- und Dienstleistungsunternehmen mit den Schwerpunkten Verkauf, Vermietung und Service von hochwertigen Investitionsgütern erzielte die Gruppe 2018 einen Umsatz von rund 387 Mio. Euro. Durch exklusive Partnerschaften mit marktführenden Herstellern werden in den drei Unternehmensbereichen Baumaschinen und Baugeräte, Flurförderzeuge und Kommunaltechnik mit innovativen Produkten und Dienstleistungen kundenorientierte Lösungen angeboten.

Im Gespräch mit Dr. Thomas Burgstaller werden die aktuellen Geschehnisse und Trends, die das Unternehmen bewegen, thematisiert.

Was unterscheidet Beutlhauser von anderen Händlern?

Unsere Organisation hat sich in den letzten vier Jahren deutlich verändert, unsere Kultur und die Unternehmensphilosophie wurden in Frage gestellt. Es wird immer klarer, worum es wirklich geht. Der Mensch ist wichtig und zwar jeder einzelne, sei es Kollege, Kunde, Lieferant oder Geschäftspartner. Ein umfassendes sowie professionelles analoges und digitales Produkt- und Dienstleistungsangebot haben viele erfolgreiche Unternehmen heute schon. Aber was wir in den letzten Jahren ganz sicher miteinander gelernt haben, ist, dass in der Regel nicht Produkte oder Dienstleistungen den entscheidenden Unterschied ausmachen, sondern der Mensch: schnell, flexibel und kompetent.

Warum machen Sie nicht einfach so weiter, Beutlhauser ist doch erfolgreich?

Wir kommen aus der alten Welt, vom Eisen und Stahl. IT war früher ein lästiges Übel, was nur Geld kostete und wenige verstanden. Der Markt und das Konsumentenverhalten verändern sich, unsere Kunden fordern immer mehr Lösungen, Prozessberatung und Systemangebote. Wer immer noch denkt, dass uns das Thema Industrie 4.0 nicht betrifft und bei uns in der Baubranche alles anders ist, ist bald weg vom Fenster.

Was meinen Sie genau?

Ohne modernes und leistungsfähiges ERP und CRM System, gut aufbereiteten Stammdaten sowie einheitlichen Prozessen und Abläufen im Unternehmen, kann man nicht von Digitalisierung sprechen und wir würden uns in der Zukunft schwertun, unsere Kunden über Plattformen bzw. E-Commerce zu bedienen.

Was machen Sie konkret in diese Richtung?

Im Jahr 2015 haben wir den Bereich Smart Systems gegründet und investieren seitdem verstärkt in Themen wie Maschinensteuerung, Automatisierung und Telematik. 2018 haben wir den digitalen Fachhändler für Handwerks- und Industriebedarf Reidl aus Hutthurm übernommen. Im letzten Jahr haben wir eine cloudbasierte IT-Lösung zum Managen, Analysieren, Auswerten und Disponieren von kompletten herstellerunabhängigen Fuhrparks, also ein Flottenmanagementsystem, auf den Markt gebracht – das OneStop Pro. Das Thema Intralogistik spielt in unserem Geschäftsbereich Flurförderzeuge eine große Rolle, deshalb haben wir hier zwei Abteilungen aufgebaut und die Rahmenbedingungen geschaffen, um Kundenanforderungen kompetent und agil zu erfüllen. In Summe haben wir 50 Spezialisten, primär aus dem IT Bereich, im Unternehmen neu eingestellt.

Wir arbeiten zudem seit geraumer Zeit kulturell und inhaltlich an unterschiedlichen Themen wie: wir reißen Abteilungsmauern ein und schaffen Verkäuferprovisionen und Institutionen ab, reduzieren die Kostenstellen um 2/3 und nicht zuletzt unser größtes Projekt der Harmonisierung der Prozesse und Abläufe im Unternehmen in Zusammenhang mit der neuen Einführung eines ERP Systems. Wir sind massiv dabei das Unternehmen zu entmüllen und aufzuräumen.

Was ist mit Change Management?

Wir stellen das Thema Führung schon seit 2008 in den Mittelpunkt. Bis dahin und durchaus noch eine Weile danach war Führung auch bei Beutlhauser eher von einem herkömmlichen Verständnis geprägt: Aufgaben zuteilen, anordnen, kontrollieren, hierarchisch vorgehen. Dieses Verständnis hat sich im Laufe der Jahre radikal verändert. Heute sind wir mit unserer Führungskultur modern, fortschrittlich und zukunftsorientiert aufgestellt.

Grundlage unserer Führungskultur ist ein Menschenbild, das jeden einzelnen Mitarbeiter im Unternehmen - unabhängig von Position und Hierarchie - als eigenständigen, selbstverantwortlichen und verantwortungsbewussten Erwachsenen Menschen ansieht und als solchen behandelt. Auf Augenhöhe miteinander arbeiten, Selbstverantwortung fordern und Vertrauen schenken – das ist das Pudels Kern unserer Führungsphilosophie. Ohne ein Bewusstsein für solche Themen in der Chefetage findet kein Change-Management statt.

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